DAFG

Frohe Ostern!

Die DAFG – Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft e.V. wünscht Ihnen frohe Feiertage!
          
Bitte beachten Sie:

 ...
DAFG, Politik

Syrien nach dem Sturz Assads: Perspektiven für den Wiederaufbau

Am 25. März 2025 lud die DAFG – Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft e.V. zu einem Vortrag und anschließender

 ...
DAFG, Kultur, Bildung & Wissenschaft

Kochworkshop der Arabischkurse für Lehrkräfte

Gemeinsam kochen und gleichzeitig noch gemeinsam Arabisch lernen – das konnten 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der

 ...
DAFG

Die DAFG e.V. trauert um ihren Freund und Journalisten Ahmad Afani

Am 8. Februar  2025 ist unser Mitglied der ersten Stunde und Mitgründer der DAFG e.V., Ahmad Afani, im Alter von  94

 ...
DAFG, Politik

„Der Nahe Osten in einer globalisierten Welt“: Buchvorstellung & Expertengespräch

Der Nahe Osten wird häufig nur als Krisen- und Konfliktregion wahrgenommen. Die Region steht zudem vor großen

 ...
DAFG, Politik

Syrien nach dem Sturz Assads: Perspektiven für den Wiederaufbau

1 von 12

Am 25. März 2025 lud die DAFG – Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft e.V. zu einem Vortrag und anschließender Diskussion mit Lamya Kaddor, Bundesabgeordnete für Bündnis 90/Die Grünen und DAFG-Vorstandsmitglied, ein. Die Veranstaltung mit dem Titel „Syrien nach dem Sturz Assads: Perspektiven für den Wiederaufbau“ wurde von Botschafter (a.D.) und DAFG-Vorstandsmitglied Bernd Mützelburg moderiert und zog zahlreiche Teilnehmer an.

Anlass war Kaddors jüngste Reise nach Syrien. Als erste deutsche Abgeordnete, möglicherweise sogar weltweit, die das Land nach der Regierungsübernahme besuchte, war es ihr wichtig, mit der Bevölkerung zu sprechen und ihre Eindrücke aus erster Hand zu gewinnen. Durch ihre syrischen Wurzeln, ihre Muttersprache Arabisch und ihr fundiertes Wissen über die politischen und sozioökonomischen Gegebenheiten konnte sie tiefe Einblicke gewinnen. Bereits auf dem Flug, in dem sich viele Syrer befanden, die nach Jahren oder gar Jahrzehnten erstmals zurückkehrten, begannen ihre Gespräche.

Ihr erster Stopp war Damaskus, wo sie die spürbare Aufbruchsstimmung erlebte. Der 2. Dezember 2024, 06:18 Uhr – der Moment, in dem Al Sharaa Damaskus eroberte und das Ende des Assad-Regimes besiegelte – wird nun wie ein nationaler Feiertag empfunden. Überall in der Stadt sind Schilder mit diesem Datum, die Flagge der neuen Regierung sowie Schriftzüge wie „FREE“ zu sehen, während die einst allgegenwärtigen Bilder von Hafez und Bashar al-Assad entfernt oder übermalt wurden. Doch nach der anfänglichen Euphorie wächst die Sorge, denn der neue Machthaber Al Sharaa steht vor enormen Herausforderungen. Nach 14 Jahren Bürgerkrieg und Sanktionen ist das Land wirtschaftlich am Boden: Inflation, Stromausfälle selbst in Metropolen wie Damaskus, weit verbreitete Armut und Zerstörung prägen das Bild. 90 % der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze, Löhne gibt es kaum und Infektionen verbreiten sich durch die schlechte medizinische Versorgung.

Gleichzeitig pulsiert das Leben, etwa im zentralen Suq der Altstadt von Damaskus. Dort sind die Geschäfte belebt, darunter auch die berühmte Eisdiele Bakdash, die trotz des Krieges überlebt hat und wie vor dem Krieg stets übervoll ist. Die neue Regierung zeigt überall Präsenz, Soldaten der HTS überwachen die öffentliche Ordnung, oft mit verdeckten Gesichtern. 

In einem Kunstraum im christlichen Viertel Bab El Touma von Damaskus traf Kaddor eine Jugendgruppe, die auch Alawiten umfasste. Die Künstler dort befürchten, dass ihre Arbeit unter einer islamistisch inspirierten Regierung gefährdet sein könnte. Würden Kunstzentren weiter existieren können? Auch die Frage nach religiöser Inklusivität stellte sich: Der Chef der Melkitischen Griechisch-Katholischen Kirche in der Altstadt von Damaskus äußerte die vorsichtige Hoffnung, dass Christen, die Assads Diktatur überlebt haben, auch unter Al Sharaa leben können.

Von Damaskus reiste Kaddor weiter nach Al Jaramana, eine stark drusisch und christlich geprägte Stadt, wo sie sich mit jungen Drusen austauschte. Deren größte Sorge war, dass die syrische Jugend im Übergangsprozess nicht gehört würde. Vor allem fordern sie Perspektiven und Arbeitsplätze, doch fühlen sich von Al Sharaa nicht ernst genommen.

Ein besonders bewegender Teil ihrer Reise war der Besuch des berüchtigten Gefängnisses Saydnaya. Dort, mit der Unterstützung der White Helmets, traf sie zwei ehemalige Häftlinge, deren Geschichten von Folter, Terror und menschenunwürdigen Bedingungen von Entsetzen zeugten. Einer der Männer sah seine Tochter nach 13 Jahren Haft zum ersten Mal wieder – sie war bei seiner Festnahme erst einen Tag alt, und man ist sich sehr fremd. Die Brutalität des Assad-Regimes habe die Gesellschaft systematisch gebrochen, betonte Kaddor, die die Erschütterung in den Gesichtern der beiden Männer erkennen konnte.

Obwohl ihr aus deutschen Sicherheitskreisen von der Reise abgeraten wurde, machte sich Frau Kaddor trotzdem auf den Weg in den Norden. In Begleitung von UN-Mitarbeitern erreichte sie Aleppo und traf auf eine Stadt in Trümmern. Die berühmte Zitadelle, der einst längste Suq der Welt, das armenische Viertel – alles stark beschädigt oder zerstört. Auch das Bildungssystem leidet: Viele Schulen sind nicht mehr funktionsfähig, tausende Kinder bleiben ohne Schulbildung. Eine der wenigen noch bestehenden Schulen, ein UNICEF-Projekt, spendet jedoch Hoffnung. 

In Idlib besuchte Kaddor zudem ein Community Center für Geflüchtete, das Essen, Schulungen und Berufsberatung bietet. Viele dieser Familien waren zunächst in den Libanon oder die Türkei geflohen, kehrten jedoch wegen Diskriminierung zurück und fanden sich als Geflüchtete im eigenen Land wieder, da die Infrastruktur völlig zerstört ist und grundlegende Lebensbedingungen fehlen.

Ein weiteres wichtiges Treffen hatte Kaddor mit drei Anwältinnen. Eine der ersten Maßnahmen der neuen Regierung war das Verbot für Frauen, als Juristinnen tätig zu sein – ein Grund, warum die Abgeordnete unbedingt ihre Perspektiven hören wollte. Trotz der schwierigen Lage zeigten sich die drei Frauen entschlossen und kampfbereit. Sie betonten, dass sie sich keiner Diktatur beugen würden und bereits an einer neuen Verfassung arbeiten. Die vollständige Einführung des islamischen Rechts in Syrien sei für sie nicht hinnehmbar – sie seien fest entschlossen, dies unter Al Sharaa zu verhindern.

Nach dem Vortrag ging die Veranstaltung in eine Diskussion zur politischen Situation und den möglichen künftigen Entwicklungen über. Ein Diskussionspunkt war die Frage, welche Akteure hinter dem Sturz Assads standen. Kaddor führte mehrere Faktoren an, darunter die Ereignisse vom 7. Oktober 2024 und die israelischen Militäraktionen im Libanon und in Syrien. Die Schwächung der Hisbollah habe Assad entscheidend getroffen, da seine Armee auf deren Unterstützung angewiesen war. Mit dem Wegfall von Löhnen und wachsender Demotivation der Soldaten sei der Widerstand gegen Al Sharaa schwach gewesen. Zudem habe Russland Assad nicht mehr im gleichen Maße unterstützen können, da der Ukrainekrieg die militärischen und wirtschaftlichen Ressourcen des Landes stark beansprucht habe. Die Türkei habe ihrerseits ein Interesse am Aufstieg von Al Sharaa und unterstütze ihn mit dem Ziel, eine Militärbasis im Süden Syriens zu errichten. Katar und Saudi-Arabien seien ebenfalls daran interessiert, die neue Regierung zu stabilisieren und würden massiv in den Wiederaufbau investieren.

Zur Position von Al Sharaa argumentierte Kaddor, dass er sich noch nicht klar festgelegt habe. Er wisse, dass ein rein islamisches System nicht umsetzbar sei, könne aber auch die Islamisten nicht ignorieren, da sie einen Großteil der HTS-Milizen stellen. Zudem gebe es innerhalb von HTS verschiedene andere Milizen, die Al Sharaa zu kontrollieren versucht, jedoch mit Schwierigkeiten. Eine Bewegung in Richtung Westen sei erkennbar, dennoch bleibe abzuwarten, wie sich Al Sharaa positionieren werde.

Eine Frage aus dem Publikum betraf die Rolle der syrischen Diaspora. Viele Exil-Syrer sind mittlerweile deutsche Staatsbürger, hochqualifiziert und gut vernetzt. Sie sind bereit, einen neuen Aufbruch zu wagen und hoffen, dass Al Sharaa erkennt, wie essenziell sie für den Wiederaufbau sind. Ihre Vision ist ein inklusives Syrien, in dem ihre Stimme gehört wird.

In diesem Kontext fand am 24. Februar 2025 die Syrische Nationale Dialogkonferenz statt, um die neue Regierungsphase sowie die Verfassung zu diskutieren. Doch die Konferenz stieß auf Kritik, da die Vielfalt der syrischen Gesellschaft nicht ausreichend vertreten war.

Abschließend betonte Frau Kaddor, dass die Lage in Syrien extrem fragil sei: „Ein kleiner Funke, und die Zivilgesellschaft könnte erneut in Flammen aufgehen“. Sie appellierte an die internationale Gemeinschaft, das Land durch verstärkte humanitäre Hilfe weiterhin zu unterstützen und dabei die Vielfalt als zentralen Wert im Wiederaufbauprozess zu wahren und zu fördern.

 

Termine

März 2025
26 27 28 29 30 01 02
03 04 05 06 07 08 09
10 11 12 13 14 15 16
17 18 19 20 21 22 23
24 26 27 28 29 30
31 01 02 03 04 05 06
März 2025
26 27 28 29 30 02
03 04 05 06 07 08 09
10 11 12 13 14 15 16
17 18 19 20 21 22 23
24 25 26 27 28 29 30
31 01 02 03 04 05 06
DAFG, Berlin

Buchvorstellung - Der 7. Oktober und der Krieg in Gaza: Hintergrund, Eskalation, Folgen

Dienstag, 29. April 2025 , 18:00 Uhr

DAFG – Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft e.V. 
Wallstr

 ...
DAFG, Berlin

Revival of Aleppo as a Post-War City – Digital Documentation and Social Land Policy

Tuesday, 6 May 2025, 6:30 pm
DAFG - Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft e.V., Wallstr. 61,

 ...
DAFG, Berlin

DAFG-Intensivkurs syrisch-palästinensischer Dialekt für Einsteiger*innen

07. Juli bis 11. Juli 2025, 10-15:30 Uhr

DAFG – Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft e.V.
Wall

 ...
Berlin

Existenzgründungsseminar auf Arabisch

Samstag, 26.04.2025, 10:00–16:00 Uhr
Wilhelmstraße 149, 10963 Berlin
kostenlos

Das

 ...