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al musiqa: Arabischer Jazz

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Arabischer Jazz – bei dem Stichwort denken viele zuerst an bekannte Namen wie Anouar Brahem oder Ziad Rahbani und die Jazzszene im Libanon. Doch auch in anderen arabischen Ländern ist der Jazz zu einer einflussreichen Musikrichtung gewachsen. Daher lud Moderator Sean Prieske am 23.11.2022 zusammen mit dem Musikforscher und Saxophonist Eric Petzoldt und Oudspieler Alaa Zouiten unter dem Titel "Arabischer Jazz – Musik zwischen lokalen und globalen Einflüssen" alle Musikinteressierten in die bis auf den letzten Platz besetzte DAFG – Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft e.V. ein, insbesondere die Jazzszene Marokkos kennenzulernen und neue Perspektiven auf die arabische Musik zu gewinnen.

Es war die inzwischen fünfte Ausgabe der beliebten Musikgesprächsreihe al musiqa – Arabische Musik in Geschichte und Gegenwart, die grundlegende Kenntnisse über die wichtigsten Musikformen, Instrumente, musikhistorische Entwicklungen der arabischen Musik aufzeigen und die Wechselwirkungen zwischen arabischer und europäischer Musik verdeutlichen möchte. Aber vor allem soll die von der QFI unterstützte Reihe die Neugier auf und Lust an der Vielfalt arabischer Musik wecken – und das verständlich, unterhaltsam, interaktiv und mit vielen musikalischen Beispielen. Mit dem Thema „Arabischer Jazz“ wurde jetzt ein besonderes Kapitel dieser Wechselwirkungen zwischen westlicher und arabischer Musik illustriert und mit dem besonderen Fokus auf Marokko die Aufmerksamkeit auf eine doch weniger bekannte Jazzszene gelenkt.

Mit Eric Petzoldt und Alaa Zouiten hatte Moderator und Musikwissenschaftler Sean Prieske sich zwei echte Experten für das Thema eingeladen. Petzoldt, selber Saxophonist, ist Musikforscher und konzentriert sich in seiner Forschung besonders auf die Bereiche Improvisation, Jazz und interkulturelles Musikmachen. Zurzeit promoviert er an der Universität Cambridge zu europäisch-marokkanischen Begegnung im Kontext des Jazz in Marokko. Der gebürtige Marokkaner Zouiten wiederum ist ein wahrer Meister auf der Oud und Kenner sowohl der marokkanischen als auch der deutsch-arabischen Jazzszene. Nach seiner musikalischen Ausbildung am Conservatoire National de Marrakech und dem Studium an der Universität Erfurt und der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar lebt und arbeitet Zouiten inzwischen in Berlin. In seinen eigenen Kompositionen mischt er immer wieder verschiedenste Musikstile mit Jazz und klassisch arabischer Musik. In Berlin dürfte er einem großen Publikum auch durch die beliebte Konzertreihe „Arab Song Jam“ und das Gnaoua Festival Berlin bekannt sein, die er beide kuratiert.

Von Amerika nach Nordafrika – Wie kam der Jazz nach Marokko?

Aber warum ausgerechnet Jazz als Thema? Und wie kam der Jazz überhaupt nach Marokko? Die Frage war für den Kurator der al musiqa Reihe Sean Prieske schnell beantwortet: Kaum ein musikalischer Stil verbreitete sich im Anfang des 20. Jahrhunderts so rasant wie der Jazz. Auf dem Hintergrund afro-amerikanischer Erfahrung als eher urbane Musikrichtung entstanden, breitete sich der Jazz schnell weltweit aus – nicht zuletzt auch durch die Kolonialisierung Nordafrikas. Mit dem Zweiten Weltkrieg und der Stationierung von amerikanischen Soldaten im Zuge der „Operation Torch“ wurde der Jazz dann endgültig in Nordafrika und vor allem Marokko populär. Durch die Reisen und Berichte des amerikanischen Autors Paul Bowles auf Marokkos Musikkultur aufmerksam gemacht, kamen dann Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre Jazzmusiker wie Randy Weston und Ornette Colman aus den USA auf der Suche nach Inspiration nach Marokko – der Beginn eines Kulturaustausches, der in den neunziger Jahren durch das Aufkommen zahlreicher Musikfestivals wie das Europäische Jazzfestival in Rabat weiter fortgeführt wird. Bis heute sind die Jazzbegegnungen zwischen marokkanischen und westlichen Jazzmusikern gewachsen.

Kulturtransfer oder Exotismus? Wer profitiert vom Kulturaustausch im Jazz?

Eine Entwicklung, die Petzold und Alaa Zouiten aber durchaus auch kritisch sehen. Denn Kulturaustausch und Kulturtransfer, so Petzoldt „hat auch immer etwas mit Macht zu tun, mit Ungleichheiten.“ Und meist, so Petzoldt, profitiere eher der westliche Musiker als der marokkanische, werden Fragen des Copyrights nicht beachtet, droht der Austausch zwischen Musikern zum Exotismus zu geraten. Eine Kritik, die Alaa Zouiten unterstreicht. Oft seien die Begegnungen eher auf „schnelle Kollaboration im Rahmen von Festivals“ ausgerichtet – längerfristige Projekte oder gar Institutionen bzw. Schulen, die helfen könnten, den Austausch intensiver, nachhaltiger und paritätischer zu gestalten seien nicht entstanden. Musikbegegnungen wie z.B. mit dem legendären Jazzmusiker Herbie Hancock bei seiner Tour in Marokko, blieben oberflächlich und meist profitabler für die westlichen Musiker.

Der Einfluss von Gnaoua Musik auf den marokkanischen Jazz

Doch warum ist zum einen die marokkanische Musikkultur so interessant für westliche Jazzmusiker und -musikerinnen und warum gibt es eine so lebendige marokkanische Jazzszene? Alaa Zouiten führt dies vor allem auch auf die Bedeutung der Musik der Gnaoua in der marokkanischen Musik zurück. Die Gnaoua (auch Gnawa transkribiert) ist eine ethnische Minderheit in Marokko – Nachfahren von vor 600 Jahren aus Subsahara-Westafrika in den Maghreb verschleppten und dort versklavten Menschen. Sie brachten ihre Kultur, ihre Musik mit, nahmen aber auch Einflüsse der sie sie umgebenden Kultur und Gesellschaft auf. So verbinden sie vorislamische und afrikanische spirituelle Elemente mit islamischen Elementen und stehen in der Tradition von Sufi-Bruderschaften. Die Gnaoua-Musik ist „voller Spiritualität“, so Alaa Zouiten, die durch ihre Rhythmik geradezu tranceartige Qualität erlangt. Es ist vor allem diese Spiritualität, die Jazzmusiker aus der westlichen Welt faszinierte und noch fasziniert. Gleichzeitig gibt es aber auch Ähnlichkeiten und Parallelen mit dem Jazz: Gnaoua ist – trotz des extensiven Repertoires – vom Musikmaterial her einfach, so Zouiten. Nur zwei Rhythmen werden genutzt, die stark an den Swing erinnern, die Skala ist wiederum der des Blues ähnlich und bieten so Fusions- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Marokkanischer Jazz nutzt neben den typischen Jazzinstrumenten auch die Oud und die in der Gnaoua Musik so wichtigen Qraqab (Metallkastagnetten) und die Guembri, vermischt die Musiktraditionen und entfaltet so eine ganz eigene Faszination.

Marokkanischer Jazz – Mehr ein Begriff von Freiheit

Und doch fällt es Zouiten und Petzoldt schwer „Moroccan Jazz“ letztendlich zu definieren; sie warnen davor, ihn mit westlichem Jazz zu vergleichen und an westlichen Hörerwartungen zu messen. Denn, so Zouiten, marokkanische Musiker und Musikerinnen hätten den Begriff „Jazz“ benutzt, um eine musikalische Öffnung, eine musikalischer Freiheit und ein Ausbrechen aus bestehenden Musiktraditionen oder den strengeren Regeln der klassisch-arabischen Musik zu umschreiben. „Arabischer Jazz hat nicht immer etwas mit ‚Jazz‘ zu tun“, unterstreicht auch Petzoldt. Vielmehr sei es ein Ausdruck von Freiheit, eine Art „Ausrede“, um mit Musik und Musiktraditionen zu spielen und zu experimentieren.

In zahlreichen Musikbeispielen illustrierte Alaa Zouiten, begleitet von Sean Prieske auf der Gitarre oder Eric Petzoldt auf dem Saxophon, den Unterschied zwischen westlicher, harmoniebetonter und arabischer, melodiebetonter Musiktradition und der Umsetzung dieses Widerspruchs im marokkanischen Jazz. Im Anschluss konnte das interessierte Publikum den beiden Experten noch Fragen stellen und Wünsche äußern. Einer davon – mehr Musikbeispiele bei den nächsten al musiqa-Ausgaben – wird von Sean Prieske, sicherlich gerne in Betracht gezogen, denn angesichts der vollbesetzten Reihen in der DAFG e.V. bei jeder der vergangenen al musiqa-Veranstaltungen wird diese erfolgreiche Musikreihe und das begleitende al musiqa – live!-Programm auch 2023 fortgesetzt.

Mehr Informationen zum al musiqa – live!-Programm für Schulen finden Sie hier.

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