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Die Oasenstadt Palmyra als Global Player

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Eine kleine Oasenstadt in der Wüste des heutigen Syrien – doch schon in der Antike galt Palmyra als eine der schönsten Städte der Welt und ein wichtiger Akteur in der geopolitischen Landschaft des späten römischen Reiches. Bis heute beschäftigt das Schicksal Palmyras die Menschen, ist die Zerstörung durch den IS und der Wiederaufbau der sagenumwobenen Stadt in aller Munde. Wie gelang der relativ kleinen Stadt dieser Aufstieg zu einem Handels- und Machtzentrum? Fragen, denen Prof. Dr. Michael Sommer, renommierter Althistoriker der Universität Oldenburg und ausgewiesener Palmyra-Experte, bei seinem Vortrag „Die Oasenstadt Palmyra als Global Player“ am 25. April 2018 in der Geschäftsstelle der DAFG – Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft e.V. nachging. Der Vortrag war Teil des wissenschaftlichen Rahmenprogramms der Ausstellung “Eine Flucht in Bildern”, die im SOS-Kinderdorf Berlin Moabit vom 13. April bis 23. Mai 2018 Bilder des syrischen Künstlerehepaars Nasim Kasem und Ayman Aldarwish präsentierte. Dieses „Art Meets Science“ Projekt der  Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA), das in Kooperation mit der Universität Göttingen organisiert wurde, versucht mit allgemeinverständlichen Vorträgen die Bilder der beiden Künstler in einen kulturellen, historischen, künstlerischen und sozialen Kontext zu setzen.

Im Namen der DAFG e.V. begrüßte der DAFG-Vizepräsident und ehemalige Direktor des Islamischen Museums Berlin, Prof. Dr. Claus-Dieter Haase, die Gäste. Zur Einstimmung auf den Vortrag rezitierte er ein arabisches Gedicht aus islamischer Zeit, in dem Palmyras Schönheit thematisiert wird. Diese poetische Reflektion, so Prof. Haase, zeige  „die Dimension Palmyras für das Kunstbewusstsein der Region“, seine Auswirkungen auf Kultur und Politik der Zeit.

Kunst und Wissenschaft verbinden: das AGYA Projekt „Eine Flucht in Bildern“

Dr. Javier Francisco Vallejo vom Graduiertenkolleg „Zwischen Räumen“ der Freien Universität Berlin übernahm im Auftrag des Projektkuratorenteams  rund um Initiator und AGYA-Mitglied Prof. Jens Scheiner, Professor für Islamwissenschaft an der Georg-August-Universität Göttingen, die thematische Einführung in den Vortrag und stellte das „Art meets Science“ Projekt vor. Wichtig bei dem Projekt sei die Verzahnung von Kunst und Wissenschaft und wie man beides produktive zusammenführen könne, so Vallejo. Während in den Bildern der beiden aus Palmyra stammenden Künstler deren Flucht aus Syrien künstlerisch verarbeitet wird, sollen die Vorträgeden kulturellen und historischen Hintergrund der Bilder und Künstler beleuchten und eine neue Perspektive auf Flucht, Geflüchtete und ihr Herkunftsland aufzeigen.

Palmyra – Mythos, Symbol, Propaganda

Dass Palmyra, die Heimatstadt der Künstler, mehr als nur Ruinen in der syrischen Wüste sind, verdeutlichte Prof. Sommer gleich zu Beginn seines Vortrags. Palmyra, so Sommer, sei in aller Munde. Die Rückeroberung Palmyras mit der Unterstützung russischer Soldaten wäre in Russland medial präsent, während das Assad-Regime den politischen Mythos der palmyrenischen Herrscherin Zenobia benutze, um "die arabische Nationalgeschichte in die Vergangenheit zu verlängern". Gleichzeitig würde Palmyra in den westlichen Medien oft als Symbol für religiöse Toleranz zitiert, während der IS die Zerstörung der antiken Stätten Palmyras propagandistisch ausweide. Diese Instrumentalisierung durch verschiedenste Parteien zeuge von der Einzelstellung der kleinen Wüstenoase. Dabei, so Prof. Sommer, beschränkt sich Palmyras Bedeutung tatsächlich nur auf eine kurze Zeitspanne. Obwohl erste Spuren menschlichen Aktivität in Tadmor – also Palmyra – schon im Neolithikum nachzuweisen und seit dem 18. Jahrhundert vor Christus auch schriftlich dokumentiert sind, sind es doch nur die zwölf Jahre von 260 bis 272 nach Christus in der Palmyra die zentrale Rolle eines „global players“ spielte und die den Mythos Palmyra begründen.

Palmyra – einzigartig, erfolgreich

Fundiert, leidenschaftlich und unterhaltsam stellte Prof. Sommer die Machtverhältnisse, wirtschaftlichen und politischen Voraussetzungen für Palmyras Aufstieg zu einem der Machtzentren des römischen Reiches dar. Dabei unterstrich er besonders die herausragende Alleinstellung Palmyras in der Geschichte: Obwohl dem römischen Reich zugehörig und durchaus von dessen Kultur und Kunst beeinflusst, bewahrte Palmyra trotz allem eine eigene Identität. Palmyra entwickelte eine eigenständige Architektur, andere kultische Praktiken und kultivierte als einzige Stadt neben Latein und Griechisch auch noch das palmyrenische Aramäisch als dritte Sprache. Dieser hybride Charakter der Stadt zeigte sich auch in der politischen Stellung und den diplomatischen Beziehungen der Stadt: Erschienen die Palmyrener doch römisch genug um bei den römischen Machthabern als loyale Vasallen zu gelten, waren sie doch immer noch eigenständig genug, um gute diplomatische Beziehungen zu ihren Nachbarn zu unterhalten. Diese waren unablässig, denn ihren Reichtum begründeten die Bewohner Palmyras vor allem auf regen Fernhandel mit China und Indien auf Routen entlang des Persischen Golfes, wie jüngste Funde palmyrenischer Schiffswracks beweisen.

Eine starke Frau gegen Rom: Palmyras Herrscherin Zenobia

Der Aufstieg zum „global player“ begründet sich aber vor allem auf den politisch klugen Entscheidungen des „starken Mannes Palmyras“, Septimus Odainat. Hätte dieser nicht das zerfallende römische Imperium vor den persischen Invasoren verteidigt, wäre Roms Einfluss im Orient schon früh verloren gewesen. Die Loyalität Odainats, sein rigoroses und erfolgreiches Vorgehen gegen das Perserreich im Osten einerseits, und den zahlreichen Ursupatoren des römischen Reiches andererseits, wird dementsprechend von Rom belohnt. Palmyra übernimmt damit eine Schlüsselposition innerhalb der Region. Doch Odainat und Palmyra sind mehr als nur Vasallen Roms, denn mit seinen erfolgreichen militärischen Kampagnen gegen das Perserreich verfolgt Odainat noch ein anderes Ziel: Palmyra als „global player“ und eigenständige Macht zwischen Rom und dem Perserreich zu etablieren. Das mit seinem Tod 267 vor Christus entstehende Machtvakuum füllt – als Vertreterin seines noch minderjährigen Sohnes  und daher aus palmyrenischer Sicht berechtigterweise – seine Witwe Zenobia aus. Ambitioniert und entschlossen versucht Zenobia Palmyras und ihren eigenen Machtanspruch gegen das römische Reich zu verteidigen, die in ihr jedoch nur eine lästige Ursupatorin sehen. Ein Druck, dem das kleine Palmyra dann letztendlich nicht standhalten kann. Von Aurelians Heer schließlich  272 n. Chr. geschlagen, versinkt das einst so glanzvolle Palmyra in die politische und auch wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit.

Der Wiederaufbau Palmyras – machbar, denkbar, sinnvoll?

Bedeutungslos auf der politischen Ebene, aber immer noch faszinierend. Dass Palmyra, seine architektonischen Schätze, seine Geschichte und seine sagenumwobene Herrscherin Zenobia noch immer beeindruckt, bewies nicht nur der lebendige und mitreißende Vortrag Prof. Sommers, sondern die sich anschließende Diskussion mit dem engagierten Publikum, von denen viele Palmyra noch selber besucht hatten. Dabei war es vor allem die Frage nach dem Wiederaufbau Palmyras, die viele der Zuhörer bewegte. Prof. Sommer verband seine Antwort mit einem leidenschaftlichen Appell: Nicht der Wiederaufbau Palmyras sei aus Sicht der Historiker und Archäologen relevant – dieser wäre eigentlich nur von touristischem Interesse. Wichtiger wäre, die Gefährdung der noch vorhandenen Befunde durch Raub und illegalem Antikenhandel in Amerika, Russland und China  durch ein gemeinsames internationales Vorgehen einzugrenzen.

Wissenschaftlich fundiert, aber allgemeinverständlich begeisterte Prof. Sommer Laien wie Experten mit seinem Vortrag gleichermaßen und bot zudem indirekt eine interessante historische Perspektive auf die Werke der beiden syrischen Künstler Nasim Kasem und Ayman Aldarwish, die sich in ihren Bildern ebenfalls immer wieder auf den Mythos und die Symbolik Palmyras beziehen. Auch nach Ende der Veranstaltung wurden noch lange angeregte Diskussionen zum Thema geführt und die gelungene Verknüpfung von Kunst und Wissenschaft im Rahmen des AGYA Projektes bewiesen.

Das Projekt wurde am 8. Mai 2018 mit einem Vortrag der Kuratorin und Kunsthistorikern Dr. Charlotte Bank fortgeführt. Mehr dazu finden Sie hier.

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