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DAFG/DAAD zu Ausbildung von Journalisten

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Eine plurale Öffentlichkeit gilt als elementarer Bestandteil eines funktionierenden demokratischen Systems. Der arabische Raum blickt auf eine lange Historie autokratischer Herrschaft zurück, in der Medien oftmals als Propaganda-Instrument benutzt wurden. Zu Beginn und im weiteren Verlauf der sogenannten „Arabellion“ gehörten Meinungs- und Pressfreiheit zu den konstanten Forderungen der Protestbewegungen. Mittlerweile im vierten Jahr der Umbrüche angelangt, stellt sich die Frage, inwieweit sich die Situation in punkto des Aufbaus einer freien und kritischen Öffentlichkeit verändert hat und welche Herausforderungen sich den arabischen Universitäten und der deutsch-arabischen Transformationspartnerschaft im Bereich der Hochschulausbildung stellen. Ganz im Zeichen dieser Fragen stand der Diskussionsabend „Journalismus und akademische Ausbildung: Welche Rolle übernehmen die Medien in Ägypten und Tunesien?“ am 25. Juni 2014. Die Diskussion war der dritte Teil der Veranstaltungsreihe „Hochschulen und Gesellschaft gestalten: Deutsch-Arabische Transformationspartnerschaft“, eine Kooperation des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und der DAFG – Deutsch-Arabischen Freundschaftsgesellschaft e.V. DAFG-Geschäftsführer Jürgen Steltzer begrüßte die zahlreichen Mitglieder und Interessierten in der Geschäftsstelle der DAFG e.V. Nach einem Grußwort von DAAD-Referatsleiterin Dr. Renate Dieterich, übernahm Isabel Schayani vom WDR die Moderation des Abends.

Fehlende journalistische Standards

Gleich zu Beginn kam Dr. Inas Abou Youssef, Kommunikationswissenschaftlerin der Kairo Universität,  auf die grundlegenden Problematiken zu sprechen. „Es gibt keine professionellen Standards im öffentlichen Sektor.“ Unter Mubarak sei kein freier Journalismus möglich gewesen. Das Informationsministerium habe de facto als Steuerapparat für Systemkonformität auf allen Ebenen gesorgt. Objektive journalistische Standards konnten so über die Jahre nicht entstehen. Die enge Verzahnung von Politik, Medien und Wirtschaft bestehe nach wie vor. Vor allem Wirtschaftsmäzene agierten als Inhaber von Zeitungen und Fernsehsendern im Hintergrund und setzten interessengeleitete Berichterstattung durch. So entstehe häufig eine Art „Selbstzensur“ der Journalisten, gerade gegenüber der Sisi-Regierung, die von großen Teilen der Medienlandschaft getragen wird. Um mehr Objektivität und höhere Standards zu erreichen, forderte Abou Youssef Hilfe von außen. Vor allem eine umfassende Medienkompetenz und ein verstärkt praxisnahes Ausbildungskonzept seien erforderlich.

„Man muss behutsam vorgehen.“

Cornelia Wegerhoff, freie Hörfunkkorrespondentin der ARD in Kairo, beschrieb die teilweise sehr schwierigen Bedingungen für Journalisten – „In einigen Vierteln arbeite ich nicht.“ – und plädierte für Geduld und Verständnis. Aus Sicht vieler Ägypter werde die Revolution von 2011 durch westliche Medien diskreditiert. Im Rahmen einer akademischen Kooperation zwischen Ägypten und Deutschland müsse es einen gesamtgesellschaftlichen Austausch geben, der ein kritisches Bewusstsein und objektives, quellengestütztes Berichten fördere. Dies erfordere jedoch eine Begegnung auf Augenhöhe, keine Art von „Pressekolonialismus“.      

Prozess, der Jahre benötigen wird

Den Blick auf Tunesien richtete Antoine Lambroschini, Büroleiter der Agence France-Presse (AFP) in Tunis. Noch drastischer als Ägypten müsse die lange Ben-Ali-Periode betrachtet werden, in der jeglicher Journalismus unterdrückt worden sei. Durch die Instrumentalisierung und  Korruption innerhalb des Pressewesens sei über die Jahre hinweg ein tiefes Misstrauen gegenüber den Journalisten gewachsen. Daher fehle es an Grundlagen der praktischen Arbeit: verlässliche Quellenverifizierungen sowie Erkennen und Filtern relevanter Inhalte. „Medien müssen die Glaubwürdigkeit zurückerlangen.“ Dafür benötige man auch ein neues Berufsbewusstsein. Beispiel Wahlkampf: „Der Journalist soll berichten, nicht den Wahlkampf selbst führen.“

„Weg vom Sprachrohr – hin zum Dienstleister.“

Die neue tunesische Verfassung habe auch die Pressefreiheit gestärkt, führte Dr. Moez Ben Messaoud, Direktor der Fakultät für Kommunikation an der Universität La Manouba, aus. Durch neue Zeitungen und Fernsehsender habe sich die Pluralität der Öffentlichkeit erhöht. Mit der HAICA sei nun eine Institution geschaffen worden, die für die Strukturierung der Presselandschaft und die Verbesserung der journalistischen Arbeit eintrete. „Die HAICA kann als Kommission eine ausgleichende Rolle zwischen Staat und Privatsektor einnehmen.“ Problematisch sei die fehlende Ausbildung vieler Journalisten, die häufig aus fachfremden Bereichen kämen und als Quereinsteiger arbeiteten. Als mögliche Lösung empfahl Messaoud ausländisches Know-How in die Ausbildungsprozesse zu integrieren.  

Warnung vor überzogenen Erwartungen

Aus doppelter Perspektive beobachtet Bernd Rößle, Regionalkoordinator Nordafrika der Deutschen Welle, die Situation. Als Kommunikationswissenschaftler und Journalist steht er für die Verbindung von akademischen Standards und journalistischer Praxis, die als mögliches Zukunftsmodell für die Ausbildung auf dem Podium vielfach genannt wurde. Rößle warnte vor überzogenen Erwartungen und Panikmache: „Es besteht kein Zeitdruck.“ In Bezug auf mögliche Förderprogramme sprach er sich für eine Art duales Schulungsmodell aus, die praktischen Erfahrungen durch Praktika und Volontariate seien elementar. Auf Nachfrage bezog er zum Thema der „Facebook-Journalisten“ Stellung: Durch die Blogosphäre und die „Neuen Medien“ befinde sich das Bild des Journalisten im Wandel. Vielen Texten mangele es jedoch an Objektivität und vertraulichen Quellen. „Blogs und Facebook können Qualitätsjournalismus nicht ersetzen“.

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