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"Heimatlos mit drei Heimaten": Lesung mit Aref Hajjaj

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Wie lebt es sich mit „drei Heimaten“? Wie fühlt es sich an, in unterschiedlichen Kulturen zuhause zu sein? Diese Fragen behandelt das neueste Buch Heimatlos mit drei Heimaten – Prosatexte über das Anderssein (Kiener Verlag, 2021) von Dr. Aref Hajjaj, das der Autor am 6. Juli 2022 in der DAFG – Deutsch-Arabischen Freundschaftsgesellschaft e.V. mit einer Lesung und einem anschließenden Gespräch vorstellte. Moderiert wurden Lesung und Gespräch von dem DAFG-Vorstandsmitglied Botschafter a.D. Bernd Mützelburg.

In seinem Buch Heimatlos mit drei Heimaten geht Aref Hajjaj in 17 oft humorvollen, aber immer differenzierten Prosatexten der Frage nach, was eigentlich die Identität eines Menschen konstituiert. Sind es kulturelle Faktoren oder auch geografische und politische? Wie wirken sich diese Faktoren aus, wenn ein Mensch seine erste Heimat verlässt, sich in einer neuen Kultur einleben muss? Wie gelingt Integration ohne seine eigenen kulturellen Wurzeln vollkommen aufgeben zu müssen?
Diesem Problem muss sich die Hauptfigur des Buches, Nader, stellen. In vielen Alltagssituation navigiert er Vorurteile, Bürokratie oder Rassismus sowohl in seiner neuen als in seiner alten Heimat und muss immer wieder entscheiden, wie weit er sich assimiliert, wie viel er von seiner Identität aufgibt, wo seine eigentliche Heimat ist.

Auch wenn Nader nicht mit dem Autor identisch ist, so gestaltet Hajjaj die Figur Nader doch aus eigener Erfahrung: Geboren 1943 in Jaffa, Palästina, wuchs Hajjaj nach der Vertreibung in Beirut und Kuwait auf und studierte dann in Heidelberg Politikwissenschaft, Geschichte und Völkerrecht. Nach der Promotion arbeitete er im Auswärtigen Amt als Übersetzer und Dozent für Arabistik und interkulturelle Kommunikation. Er besitzt die deutsche – und durch seine Heirat mit einer Schweizerin – die schweizerische Staatsbürgerschaft: drei Heimaten, in denen er doch nicht vollkommen beheimatet ist und mit denen er – wie der Protagonist seines Buches, Nader, oft hadert.

Doch dieses „Anderssein“ ist nicht nur eine Bürde, sondern kann auch bereichernd wirken. Solange man, so Hajjaj, nicht meine, sich zwischen den Kulturen entscheiden, seine Wurzeln verleugnen zu müssen, kann man in der Fremde ankommen, ohne sich seiner Identität vollkommen zu entfremden. Vor allem ermöglicht dann dieses Leben mit mehreren Heimaten eine Position, aus der heraus ein sachlicher, differenzierter und kritischer Blick auf die jeweiligen Kulturen geworfen werden kann.
Mit seinen zwischen Essay und Erzählungen wechselnden Texten wirft Hajjaj ein Licht auf eine Vielzahl von Themen von Islamophobie in Europa und Antisemitismus bis hin zu den alltäglichen Herausforderungen eines Lebens zwischen mehreren, oft sehr unterschiedlichen Kulturen. Immer aber verbindet es Hajjaj mit dem Appell, nicht in populistische Denkmuster und Vorurteile zu verfallen, sondern sich einen differenzierten, sachlichen Blick zu bewahren.

Mit Heimatlos mit drei Heimaten gelingt dies Hajjaj besonders eindrücklich. Mit diesem Buch, so unterstrich Moderator Mützelburg in seiner Einführung, mache Autor Aref Hajjaj im Grunde das, was die DAFG e.V. mit ihrer Arbeit versuche: Brücken bauen, für Verständnis werben, Vorurteile abbauen und zwischen den Kulturen vermitteln. Es sei ein bereicherndes Buch, das durch Sachlichkeit und Differenziertheit zwischen den Kulturen vermittle.

Es war eine inspirierende Lesung, die einen faszinierenden, aber auch nachdenklich stimmenden Beitrag zur Diskussion nicht nur um die Fragen von Migration, Integration und Identität, sondern auch um Fragen der Kultur, Politik und Religion in Europa und der arabischen Welt, leistete.
Im Anschluss gab es die Möglichkeit zum direkten Austausch mit dem Autor, den die zahlreichen Gäste intensiv nutzten.

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