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Märchen aus dem Jemen: Vortrag mit Prof. Dr. Werner Daum

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„Märchen aus dem Jemen“ standen am 11. Juli 2023 im Mittelpunkt in der DAFG – Deutsch-Arabischen Freundschaftsgesellschaft e.V. In Kooperation mit der Botschaft der Republik Jemen in Berlin und dem Märchenprojekt Sommaya lud die DAFG e.V. zu einem Vortrag von Prof. Dr. Werner Daum – Sammler, Übersetzer und Herausgeber der wohl einzigen gedruckten Sammlung jemenitischer Märchen in deutscher Sprache. Vor trotz sommerlicher Hitze vollbesetzen Rängen gab Dr. Daum in seinem Vortrag „Märchen aus dem Jemen“ einen tiefen und wissenschaftlichen Einblick nicht nur in die jemenitische und arabische Erzählkultur, sondern auch in den aktuellen Forschungsstand, die historischen und sozialen Ursprünge jemenitischer Märchen und ihre Verbindungen mit der anderen Erzähltraditionen.

Der Vortrag war Teil eines Jemen-Fokus in der DAFG e.V. Dieser soll, wie der Geschäftsträger der Botschaft der Republik Jemen in Berlin, Loai Al-Eryani, in seinem Grußwort betonte, durch Veranstaltungen über unterschiedliche Aspekte jemenitischer Kultur „das Fenster zum wahren Jemen“ öffnen, das „schöne Gesicht Jemens“ zeigen: ein facettenreiches, differenzierteres Bild als das eines vom Krieg geprägten Landes.

„Arabische Märchen“, „Märchen aus Arabien“ oder „Märchen aus dem Jemen“?

Differenziert und komplex – das galt auch für den Vortrag von Dr. Daum. Es gehe eben nicht nur darum, „Märchen zu erzählen“ an diesem Abend, so der Moderator der Veranstaltung, DAFG-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Matthias Weiter, sondern durchaus tiefgehend auch der Entstehungsgeschichte und Verbreitung jemenitischer Märchen auf den Grund zu gehen. Denn Werner Daum ist einer der wenigen echten Experten für jemenitische und arabische Märchen. Der deutsche Diplomat war unter anderem Leiter bzw. Botschafter im Sudan und Kuwait und in den 1970er Jahren an der Botschaft in Aden. Während dieser Zeit begann er, in mühevoller Fleißarbeit Dörfer in Jemen zu besuchen, ihre Bewohner zu befragen und die noch bekannten Märchen zu sammeln, aufzuzeichnen und zu übersetzen. Seine Sammlung dieser Märchen erschien 1983 im Diederichs Verlag unter dem Titel „Märchen aus dem Jemen – Mythen und Märchen aus dem Reich von Saba“, ist aber heute leider nur antiquarisch erhältlich. Es ist eine von weltweit nur drei existierenden Sammlungen jemenitischer Märchen und, so Daum, die tatsächlich authentisch sind. „Andere Bücher mit dem Titel ‚Märchen aus dem Jemen‘ sind ‚fake‘,“ so Daum kategorisch. Auch die Begriffe „arabische Märchen“ und „Märchen aus Arabien“ seien problematisch, denn erster bezeichne Sammlungen von Märchen in arabischer Sprache, die aber gar nicht aus arabischen Ländern stammen, sondern „mit Menschen und über Menschen“ dorthin getragen wurden. „Märchen aus Arabien“ wiederum seien tatsächlich selten. So gäbe es, so Daum, auf der arabischen Halbinsel nur im Jemen und im südlichen Oman tatsächlich Märchen.

Bekannte Motive in Märchen aus dem Jemen

Diese aber weisen viele bekannte Märchenmotive auf, die der Märchenwissenschaft bekannt sind und die in dem inzwischen 100 Jahre alten Motivindex aller Märchen klassifiziert sind. Die von Daum gesammelten Märchen fallen in dieser Klassifikation unter die Zaubermärchen und – noch genauer – die Drachengeschichten, in denen der Held als „Drachentöter“ auftritt. Ein Beispiel ist das von ihm gesammelte Märchen, in dem der Held mehrere „Afrit“ konfrontieren muss. Diese „Afrit“, die die Rolle des Drachens einnehmen, sind böse Geister, denen jedes Jahr ein Mädchenopfer gebracht werden muss, damit die Bevölkerung weiterhin mit Wasser versorgt ist. In dem von Daum gesammelten Märchen tötet der Held mehrere Afrit, befreit die Dörfer und heiratet schließlich eine der als Opfer vorgesehenen Frauen.

Wie entsteht ein Märchen?

Angesichts der vielen Parallelen zu bekannten Märchen, ist die Genese dieses Märchens besonders interessant. Durch seine Forschungen konnte Daum die Entstehung dieses Märchens präzise nachvollziehen und bis zu einem kleinen Dorf im südlichen Jemen verfolgen. In diesem Dorf waren noch Spuren einer vorislamischen Wasserreligion zu finden. Es herrscht unter der Bevölkerung noch der Glaube vor, dass ein Afrit über das Wasser des Dorfes herrschte und diesem zur Beschwichtigung einmal im Jahr ein Mädchenopfer gebracht werden müsste. Daum konnte so nachweisen, dass das Kernmärchen des Drachentöters gleichzeitig mit einem präzisen Ritual verbunden ist, das wiederum einen Mythos nachspielt – der bisher einzige Fall weltweit, so Daum. Die Spuren der zugrundeliegenden Wasserreligion seien wiederum nicht im Jemen, sondern vielmehr in Syrien zu finden und wohl durch Migration in den Jemen gelangt.

Kenntnisreich, ausführlich, tiefgehend und immer unterhaltsam faszinierte Dr. Daum mit seinem detailreichen Erklärungen zur Entstehung und Verbreitung von Märchen aus dem Jemen. Die vielen Nachfragen des Publikums und die noch lange andauernden Gespräche nach dem Vortrag zeugten von dem großen Interesse, auf das das Thema im Besonderen und der Jemen-Fokus im Allgemeinen traf.
Der Jemen-Fokus wird im September mit einer Veranstaltung über Kaffee und Kaffeetradition fortgesetzt. Im Herbst stellt sich dann das von Dr. Yasser Al-Eryani gegründete Märchenprojekt „Sommaya“ vor, das jemenitische Märchen für den integrativen Kulturaustausch nutzen möchte.

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