Dr. Harald Marquardt erhält die Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg
Die DAFG - Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft e.V. gratuliert ihrem langjährigen Schatzmeister Dr. Harald
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wir freuen uns, euch mitteilen zu können, dass die DAFG – Deutsch-Arabische
„Ich habe auch noch nicht alle Antworten, aber vielleicht können wir uns heute gemeinsam auf den Weg begeben, Antworten auf unsere Fragen zu suchen“, eröffnete Prof. Amal El-Obeidi von der Universität Benghazi am 9. Dezember 2014 ihren englischsprachigen Vortrag in der Geschäftsstelle der DAFG – Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft e.V. Unter dem Titel Political Culture in Post-Qadhafi Libya gab die Politikwissenschaftlerin Einblicke in ihre empirische Forschung vor und nach dem Sturz des Regimes im Jahr 2011. Organisiert wurde die Veranstaltung in Kooperation mit der Arbeitsstelle Politik des Vorderen Orients der Freien Universität Berlin, wo Prof. El-Obeidi derzeit Gastwissenschaftlerin ist. Eingeladen waren insbesondere Studierende sowie Libyenexperten und
-interessierte aus Politik und Wissenschaft. Christine Rollin, DAFG-Referentin für die Arbeitsfelder Politik sowie Medien & Kommunikation, begrüßte die Gäste in der Geschäftsstelle der DAFG e.V. und führte die Rednerin ein.
Gaddafis Ära noch nicht zu Ende
Wer Libyen mit dem Analyseinstrumentarium der politischen Kultur betrachtet, so Prof. El-Obeidi, der müsse feststellen, dass die Ära Gaddafi noch fortbesteht. So habe die überragende Mehrheit der jungen libyschen Bevölkerung bspw. nie ein anderes Staatsoberhaupt kennengelernt und sei über das Bildungssystem, die Religion und die nicht-staatlichen Institutionen ihr gesamtes Leben den maßgeblich die politische Kultur des Gaddafi-Systems prägenden Faktoren ausgesetzt gewesen. Dieses System, so machte die Rednerin deutlich, stehe nicht für sich allein, sondern müsse im historischen Kontext gelesen und interpretiert werden.
Muslim, Araber, … Libyer?
Umfragen unter Studierenden im Jahr 2011 hätten ergeben, dass junge Libyer sich zuerst als Muslim, dann als Araber, schließlich als Zugehörige eines bestimmten Stammes oder einer bestimmten Familie und als Einwohner einer bestimmten Stadt verstünden. Libyer zu sein, sei für die allermeisten der Befragten keine Identitätskategorie.
Im Jahr 2013 habe sich an der Rangfolge der für die Befragten wichtigen Identitätskategorien wenig geändert. Im Kontext dieser Umfrage sei aber deutlich geworden, dass die Libyer nach einem Staat und Institutionen suchen, denen sie vertrauen können. Doch gerade hier liege das Problem, so El-Obeidi, denn „als Gaddafi verschwand, gab es keinerlei Institutionen“, Libyen fehle es also an einer institutionellen Kultur.
Ein Nelson Mandela für Libyen
Zudem zeige sich seit dem Zusammenbruch des Gaddafi-Regimes, dass die libysche Gesellschaft nicht so homogen sei wie gedacht. Es träten ideologische und religiöse Trennlinien sowie politische Subkulturen zutage, von denen die Libyer selbst überrascht seien. Eine Überwindung der inzwischen erfolgten Spaltung der Gesellschaft könne nur über den Dialog erreicht werden. Damit dieser zustande käme, so El-Obeidi, brauche es aber eine einende Identifikationsfigur, einen libyschen Nelson Mandela. Eine solche Persönlichkeit sei jedoch noch nicht in Sicht. Die Lösung des Konflikts könne dennoch nur aus der libyschen Bevölkerung heraus kommen.
Prof. El-Obeidi stand nach ihrem Vortrag für Fragen zur Verfügung. Moderiert wurde die Diskussion von Naoual Belakhdar, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Arbeitsstelle Politik des Vorderen Orients. Es wurde vor allem die aktuelle Situation diskutiert, insbesondere die Rolle der Stämme im derzeitigen Machtkampf sowie der Einzug des so genannten Islamischen Staates im Osten des Landes. Auch in diesen Fragen beleuchtete die Rednerin historische Kontinuitäten und merkte an, dass für die Beantwortung vieler sich heute aufdrängenden Fragen weitere Forschung notwendig wäre.
Mit der Reihe „Arabische Staaten im Wandel“ möchte die DAFG e.V. auf gegenwärtige Ereignisse in der arabischen Welt eingehen. Ziel ist es, Geschehnisse in einen größeren Zusammenhang einzuordnen und Einschätzungen von Experten zu diskutieren.
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