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DAI-DAFG Reihe: Siedlungsformen in Westasien

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Ein kleines Jubiläum konnte die Vortragsreihe „Archäologie und Weltkulturerbe in der arabischen Welt“ am 15. Juni 2023 in der DAFG – Deutsch-Arabischen Freundschaftsgesellschaft e.V. feiern. Das Deutsche Archäologische Institut (DAI) und die DAFG e.V. luden zum inzwischen schon zehnten Vortrag der erfolgreichen, gemeinsam organisierten Vortragsreihe ein. Diesmal durften die Gastgeber der Reihe, DAFG-Vizepräsident Prof. Dr. Claus-Peter Haase und Dr. Arnulf Hausleiter, wissenschaftlicher Referent in der Orient-Abteilung des DAI,  Dr. Simone Mühl begrüßen. Die Wissenschaftliche Direktorin der Orient-Abteilung des DAI präsentierte in ihrem Vortrag „Kontinuität und Wandel in Westasien: über Siedlungsformen und ihre Deutungsmöglichkeiten“  aktuellste Forschungsergebnisse und Erkenntnisse über Tellsiedlungen und Flachsiedlungen im kurdischen Teil des Irak.

Archäologie – von der Grabungswissenschaft zur „exakten Wissenschaft“

Diese sei eine der „interessantesten Gegenden der arabischen Welt“, so Prof. Haase in seiner Begrüßung. Zudem seien Dr. Mühls Forschungen ein „besonders positives und eigentlich vorbildliches Beispiel dafür, dass die Archäologie nicht nur eine reine Grabungswissenschaft ist, sondern ein multidisziplinäres Fach von außerordentlicher Reichweite.“  Dr. Mühls Forschungsprojekt zur Tell- und Flachsiedlungen in der Shahrizor-Ebene demonstriere, dass die Archäologie durch den Einsatz naturwissenschaftlicher Verfahren und neuester Techniken auf dem Weg zu einer exakten Wissenschaft sei. Eine Einschätzung, die Mühl teilt, aber doch in ihren einleitenden Worten relativierte.  Denn obwohl die Archäologie durch die Verknüpfung mit den Naturwissenschaften und digitalen Techniken näher rücke an die absoluten Wissenschaften, blieben noch immer Interpretationsspielräume, die, so Mühl, „große Diskursräume offenhalten, die manchmal mehr im Politischen liegen,  manchmal auch in unserer Zeitgeschichte und die viel mit uns zu tun haben.“ Der Vortrag führe uns daher, so Dr. Hausleiter, sehr nahe an die Motivation des menschlichen Handelns, in dem er nicht nur die verschiedenen, vorherrschenden Siedlungsformen anschaulich darstellt, sondern ebenso beleuchtet, welche Faktoren zu einer bewussten Entscheidung für oder gegen einen Standort, zu Erfolg oder Aufgabe einer Siedlung geführt haben könnten.

Tellsiedlungen als „irdene Archive“ der Siedlungsgeschichte

Aufschlussreich hierfür sind hier die sogenannten Tells – eine Siedlungsform, die vor allem in Südwestasien die Landschaften geprägt hat. Diese Siedlungen bestehen aus über mehrere Jahrtausende gewachsenen Siedlungsschichten aus Siedlungsresten, die meist nicht vollständig abgetragen wurden und durch die trockenen klimatischen Verhältnisse nur wenig erodierten. So wuchsen die Siedlungen in die Höhe und wurden, so Mühl, zu „physischen Landmarkern“ und „irdenen Archiven“, die heute Auskunft geben können über die Siedlungsgeschichte, soziale Dynamiken, Urbanisierung und ökonomische, ländliche und politische Entwicklungen. Meist hatten diese Tellsiedlungen urbane Strukturen. Sie wiesen besseres Baumaterial, höhere, mehrstöckige Gebäude, dickere Mauern und monumentalere Architektur auf, die weniger stark Verfall und Zerstörung ausgesetzt waren. Die bekanntesten Beispiele für eine solche Jahrtausende überdauernde Siedlungskontinuität sind die Zitadellen von Aleppo und Erbil.

Flachsiedlungen ebenso bedeutend wie Tellsiedlungen

Weniger auffällig, doch nicht minder weit verbreitet, sind die Flachsiedlungen, die sich meist nur wenige Zentimeter über den Boden erheben und oft nur durch Bodenverfärbungen oder die durch menschliche Ansiedlung veränderten chemischen Eigenschaften des Bodens zu erkennen sind. Der Einsatz neuester Fernerkundungstechnik wie z.B. hochauflösende Satellitenbilder hat das Auffinden von Flachsiedlungen erleichtert. So konnten in aktuellen Surveys allein im Irak durch Fernerkundungsdaten 6000 zusätzliche Fundorte festgestellt werden. Ein aktueller, von Dr. Mühl in Irakisch-Kurdistan durchgeführter Survey zeigt, dass Tell- und Flachsiedlungen tatsächlich zahlenmäßig in dieser Region fast gleich stark vertreten sind – wenngleich die Tellsiedlungen meist größer sind. Doch dies bedeutet nicht, dass die meist ländlicheren und kleineren Flachsiedlungen nicht ebenso wichtig für die Erforschung von Siedlungsformen und -kontinuität sind, wie Mühl betonte, denn die Faktoren die zur Ansiedlungen führen sind erst einmal für alle Siedlungsformen gleich. 

Wichtige Faktoren für erfolgreiche Besiedlung

Doch welche Faktoren sind es, die zu einer Besiedlung eines Ortes führen? Neben dem Zugang zu Wasser und anderen wichtigen Ressourcen sollte der Boden für Ackerbau und Viehzucht geeignet sein oder eine Vernetzung zu Orten und Siedlungen vorhanden sein, die diese Voraussetzungen erfüllen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Frage der Sicherheit des Standorts. Wie viel Schutz bietet er der Bevölkerung vor Umweltveränderungen oder politischen Konflikten? Ein Wegfall einer oder mehrere dieser Faktoren durch kriegerische Handlungen, demographischen Wandel, eine instabile Sicherheitslage, fehlende politische Kontrolle oder klimatische Veränderungen führt oft zur Aufgabe einer Siedlung. Dass ländliche (Flach-)Siedlungen hierbei oft größeren Gefahren durch kriegerische Auseinandersetzungen ausgesetzt sind, ist offensichtlich. Und doch, so Mühl, haben auch diese Orte gute Grundlagen, weiter zu bestehen. Denn ihre Bevölkerung kann sich durch Mischwirtschaft, Anbauvielfalt und eine breitere, flexiblere ökonomische Basis auch in Zeiten politischer Instabilität oder Umweltveränderungen besser behaupten als die oft statischen urbanen Siedlungen. Siedlungsdynamik erweist sich hier, so Mühl, als Erfolgsrezept.

Siedlungskontinuität, -dynamik und Diskontinuität

Aber auch scheinbar kontinuierlich besiedelte, stabile Orte weisen bei genaueren Untersuchungen Siedlungsbrüche auf. Dr. Mühls aktuellste Untersuchungen des Tells Gird-i-Shamlu in der Shahrizor Ebene in Irakisch Kurdistan mit konnte mit Hilfe von Keramikauswertung, C14 Daten, Grabungsergebnissen und geophysikalischen Untersuchungen nicht nur verschiedene Siedlungsschichten und mehrmalige Verlagerungen der Siedlung, sondern auch mehrere Unterbrechungen in der Besiedlung von 500 bis 1000 Jahren nachgewiesen werden. Besiedlung, Wiederbesiedlung und damit Siedlungskontinuität, so Mühl, ist damit auch immer eine bewusste Entscheidung, eine Wahl die die Menschen für diesen Ort getroffen und oft aus verschiedensten Motiven wiederholt getroffen haben. Deutlich wird dies besonders bei Wiederbesiedlungen zuvor aufgegebener Orte, die aufgrund ihrer historischen, strategischen oder politischen Bedeutung bewusst wieder genutzt wurden, um die Kontrolle über annektierte Gebiete zu konsolidieren. „Symbolpolitik“, so Mühl, die zum Fortbestand einer Siedlung beigetragen hat.

Es ist ein komplexes Bild von Siedlungskontinuität und -dynamik, das Dr. Mühl in ihrem Vortrag entwirft. Ein Bild das, wie Mühl beont, „Kontinuität, Dynamik und Diskontinuität miteinander vereint und nicht mehr als gegenpolige Modelle gegenüberstellt.“ Trotz der Komplexität gelang es Dr. Mühl nicht nur einen auch für Laien verständlichen Einblick in faszinierendes, komplexes Thema zu geben, sondern auch  eindrücklich die Chancen und Herausforderungen darzustellen, die der Einsatz neuester Technologien in der Archäologie bringt.  

Die Reihe „Archäologie und Kulturerbe in der arabischen Welt“ wird nach einer kurzen Sommerpause im Herbst 2023 fortgesetzt.

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