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Abschluss der DAAD-DAFG-Reihe

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Eine vitale Zivilgesellschaft ist unerlässlicher Bestandteil eines funktionierenden demokratischen Systems, das Gerechtigkeit und politische Teilhabe gewährleistet. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) ist mit dem Projekt der Deutsch-Arabischen Transformationspartnerschaft seit Beginn der Proteste im Jahre 2011 besonders in Ägypten und Tunesien engagiert. Beide Staaten durchlaufen derzeit Phasen politischer und gesellschaftlicher Umbrüche. In Zeiten gesellschaftlichen Wandels kommt der Hochschule als Institution von relativ hoher Kontinuität eine Schlüsselrolle zu und es stellt sich die Frage nach der Wirkung, die inneruniversitäre Reformprozesse für den Strukturwandel innerhalb der Gesellschaft erzielen und dem Beitrag, den die Universität als experimenteller Raum für Dialog und Kooperation im jeweiligen Land leisten kann. Diesen Fragen widmete sich die Abschlussveranstaltung der gemeinsamen Reihe „Hochschulen und Gesellschaft gestalten: Deutsch-Arabische Transformationspartnerschaft“ von der DAFG – Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft e.V. und dem DAAD am 24. September 2014. Dr. Renate Dieterich, Referatsleiterin der Transformationspartnerschaft und DAFG-Geschäftsführer Jürgen Steltzer ließen die Reihe Revue passieren und zogen ein positives Fazit, ehe Dr. Michael Lüders, Autor und Nahost-Experte, die Moderation des Abends übernahm.

„Das Rad der Zeit ist nicht mehr zurückzudrehen“

Die politische und gesellschaftliche Entwicklung in Ägypten durchlief in den letzten Jahren einige Wellenbewegungen. Trotz aller Rückschläge sei die Zivilgesellschaft nach wie vor intakt, konstatierte Dr. Michael Harms, Leiter der Abteilung Süd beim DAAD und bis Juli 2014 Leiter der DAAD-Außenstelle in Kairo. „Die Geschehnisse sind im Fluss“ – Dennoch blieben große Herausforderungen: Die universitäre Ausbildung gehe zu häufig an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes vorbei. Das Credo „Wandel durch Austausch“ stehe stellvertretend für den Anspruch des DAAD im Dialog mit Partnern vor Ort wissenschaftlichen Austausch zu fördern, inbegriffen auch jene akademische Disziplinen, „die kritische Fragen stellen“.

„Uni als Labor der Zivilgesellschaft“

Für ihr Projekt „Gender Equality in the Egyptian Higher Education System“ im Rahmen der Hochschulkooperation konnten bereits vier Partneruniversitäten gewonnen werden, berichtete Prof. Dr. Margreth Lünenborg von der  Freien Universität Berlin. Der Ansatz der Gender Fairness treffe auf grundlegende Zustimmung. Und dennoch: „Der Fortschritt bewegt sich häufig als Schnecke“. Die Binnenhierarchie an den großen Hochschulen bedeute ein großes Hemmnis, an kleineren Universitäten sei größere Flexibilität anzutreffen. – „Wir brauchen aktive, diskursive Studenten.“ Nur mit kontinuierlicher Präsenz können der DAAD und andere Organisationen Entwicklungen stärken. Eine Prognose für die nächsten Jahre zu treffen, sei jedoch nahezu unmöglich.

Mehr Dialog zwischen Hochschule und Arbeitsmarkt

Einen besonderen Blick auf die Perspektiven Jugendlicher – etwa die Hälfte der ägyptischen Bevölkerung ist jünger als 25 Jahre – warf Dr. Hanan Badr, DAAD-Alumna und Projektvertreterin im Rahmen der Deutsch-Arabischen Transformationspartnerschaft. Die jugendliche Gesellschaftsstruktur biete gleichsam enormes Potenzial, wie auch den Nährboden für Unzufriedenheit. Am Arbeitsmarkt zeige sich das Paradox, dass die Jobaussichten für weniger gut ausgebildete Arbeitskräfte derzeit besser seien, als für Akademiker. „Es werden weitaus mehr Facharbeiter benötigt“. Insgesamt lasse sich eine veränderte politische Kultur feststellen. Die Erfahrungen der vergangen Jahre seien als kollektive Erfahrung und auch im täglichen Verhalten der Studenten spürbar.

„Vieles ist im Werden und Entstehen“

Jannik Veenhuis, der als studentischer Vertreter des Projektes liqa (Arabisch für Begegnung) Workshops an Kairoer Universitäten durchführte, erinnerte an die zwei gegenläufigen Richtungen der derzeitigen Entwicklung. Trotz grundlegendem Optimismus ob der sich entwickelnden Diskussionskultur an den Universitäten, müsse man den Blick auch für die immer wieder auftretenden Rückschläge offen halten: Die Stärkung der Zivilgesellschaft gleiche als Prozess  der Arbeit des Sisyphos – ein Umstand, den es zu akzeptieren gelte. Gleichzeitig werde man Zeuge ständigen Ausprobierens und Experimentierens.

Balance und Konsens als Erfolgsfaktoren

Der Transformationsprozess gilt in Tunesien, vor allem Blick auf die seit Januar dieses Jahres geltende neue Verfassung, als bereits relativ weit fortgeschritten. Dies könne man durchaus auch auf eine Kultur des Konsens und einer relativen Balance der politischen Kräfte zurückführen, stimmte Prof. Dr. Ridha Chennoufi, Professor für Philosophie an der Universität Tunis, der Einschätzung von Moderator Lüders zu. „Die Zivilgesellschaft ist in Tunesien traditionell sehr stark“. Deren Beitrag als Faktor der Stabilisierung und Orientierung in der Zeit nach dem Sturz Ben Alis dürfe nicht als zu gering eingeschätzt werden. Die zweipolige Struktur, bestehend aus den Gewerkschaften und der säkularen Opposition, historisch gewachsen seit dem Kampf für die Unabhängigkeit, habe besonders zur innergesellschaftlichen Kompromissbereitschaft beigetragen. Der „tunesische Weg“ könne anderen Staaten als Orientierung dienen.   

Jan-Philipp Zychla

Den Veranstaltungsbericht des DAAD finden Sie auf der Website des DAAD-Projekts "Wandel durch Austausch".

 

 

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