Dr. Harald Marquardt erhält die Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg
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In den vergangen Jahrzehnten konnte die Literatur des arabischen Sprachraumes weiter an Vielfalt gewinnen. Dafür genügt allein ein Blick auf die Shortlist des seit 2008 bestehenden und am vergangenen Wochenende verliehenen „Internationalen Preises für den arabischen Roman“, auch bekannt unter der Titulierung als „arabischer Booker-Preis“. Vielerorts, nicht nur in Deutschland, fristet diese so reichhaltige Literaturlandschaft jedoch lediglich ein Schattendasein. Mit dem deutsch-arabischen Literaturabend „Die wandernden Geister – ein literarischer Abend mit Kamal Ayadi“ unter Schirmherrschaft des Botschafters der Republik Tunesien, S.E. Elyes Ghariani, und in Zusammenarbeit mit Salameh Arts & Trade konnten die Zuhörer anhand zweier seiner Kurzgeschichten einen Einblick in das Werk des aus Tunesien stammenden Autors Kamal Ayadi erhalten. Nach Grußworten von DAFG-Vorstand Wolf R. Schwippert, des Botschafters Ghariani und Maysaa Salameh-Wolf (Salameh Arts & Trade), gab der Dichter Adel Karachouli eine kurze Einführung in das Schaffen seines Freundes Ayadi.
Ein Leben zwischen Moskau, Kairo und Berlin
Kamal Ayadi, geboren 1967, wuchs in Qairawān, Tunesien, auf und begann schon im Alter von 14 Jahren literarisch zu schreiben. Tief beeindruckt von den Werken der russischen Klassiker, allen voran Puschkin, Gogol und Tschechow, aber bedingt durch die vorhandenen Fördermöglichkeiten, studierte Ayadi in Moskau Filmwissenschaften. Heute lebt er wechselweise in München und Kairo, das er auch als „Inspirationsquelle für meine Geschichten“ beschreibt. Neben Romanen und Erzählungen verfasst er zudem Gedichte und Theaterstücke und ist Mitherausgeber und Leiter des Feuilletons der Kulturzeitschrift al-durūb. Bekannt wurde er vor allem mit seinen Werken Jene Städte, Reise zur Hölle und Der Weiße König. Vor Kurzem erschien sein Erzählband Wanderende Geister, dem die am Literaturabend vorgestellten Geschichten entnommen sind.
Geschichten spiegeln kulturelle Trennlinien
Beide Erzählungen, Anita bzw. Mogelbriefe, thematisieren die „Metarmorphose der in Deutschland lebenden arabischen Migranten“ und leuchten, teils ironisiert überzeichnet, teils mit satirischer Schärfe, den Grenzbereich aus, in dem sich die beiden Kulturen begegnen. In Anita sind es die Kommunikationsbarrieren und kleinen, banal erscheinenden Probleme des Alltags, die die Ehe des arabischen Erzählers und seiner deutschen Ehefrau in einen Zustand des alltäglichen Terrors hinabgleiten lassen. Durch seine subtile Charakterisierung übt der Autor eine Gesellschaftskritik, die aus ihrer distanzierten Perspektive heraus gleichsam zum Nachdenken anregt als auch durch ihre Überspitztheit für Erheiterung sorgt. In den Mogelbriefen droht die Beziehung von Salem, seit langem in Deutschland lebend, und Hanan, seiner erst kürzlich aus Tunesien nachgefolgten Ehefrau, an Missverständnissen und der fehlenden Fantasie des Ehemannes, die vielleicht aber auch symptomatisch für ihre deutsche Lebenswelt ist, zu scheitern.
Der Schriftsteller als Kamera, die Bilder des Alltags einfangend
„Ich fühlte mich immer weniger als Schriftsteller, denn als hochentwickelte japanische Kamera“ – Ayadi durchstreift die Straßen, um nach Bildern und Modellen für seine Erzählungen zu suchen oder sich von ihnen finden zu lassen. So versteht er sich als „Sammler der Bilder des Alltags“. Besonders die Welt der arabischen Migranten in München versucht er in seinem neuen Erzählband Wandernde Geister abzubilden. Als Initialzündung für sein literarisches Schaffen bezeichnet er Goethes Erlkönig, dessen Lektüre ihn einst darin bestärkte, seinen Traum vom Schreiben zu verwirklichen. In der arabischen Literatur sind Nagib Machfus, der große ägyptischen Romancier und bisher einzige auf Arabisch publizierende Träger des Literaturnobelpreises sowie der Sudanese At-Tayyib Salih, der sich wie Ayadi den kulturellen Trennlinien zwischen dem Westen und der arabischen Welt widmete, seine großen Vorbilder.
Anita wurde vom Autor selbst in der arabischen Originalfassung vorgetragen, ehe die deutsche Übersetzung, gelesen von Abderrahman Ammar, Journalist der Deutschen Welle, sowie die deutsche Fassung der Mogelbriefe, vorgetragen von Prof. Dr. phil. Eduard Haueis von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, folgte. Die sehr lebhafte Vortragsweise ließ die Prosa Ayadis lebendig werden und ließ ein begeistertes Publikum zurück. Die Wanderenden Geister sind bisher auf Arabisch, Englisch und Französisch erschienen. Eine deutsche Übersetzung ist in Arbeit.
Hier finden Sie einen arabischen Bericht zur Veranstaltung, vom Auto selbst verfasst.
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