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„Babylon. Mythos und Wahrheit“

Sonderführung durch die Ausstellung für DAFG-Mitglieder
07.08.2008

Vor dem Pergamonmuseeum auf der Berliner Museumsinsel wimmelt es von Menschen, als stünde man in Paris vor dem Louvre. Die DAFG – Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft e.V. hatte eine Sonderführung mit Prof. Haase, dem Direktor des Museums für Islamische Kunst, durch die Ausstellung „Babylon. Mythos und Wahrheit“ organisiert. Der Einladung waren zahlreiche Mitglieder und Freunde der DAFG e.V.  gefolgt.

Mit Headsets ausgerüstet führte Prof. Haase zunächst in die Einganshalle mit dem riesigen Pergamonaltar, an dem er die Entwicklung der religiösen Vorstellung von Babylon, dem Antiken Griechenland und dem Islam verdeutlichte. Dicht gedrängt folgte die Gruppe in den nächsten Raum zum prächtigen Ishtar-Tor und lauschte den Ausführungen des allseits bewanderten Professors zur Geschichte Babylons, ihrer Sprache bzw. Schrift und Überlieferungen aus alten Zeiten.

Es entwickelten sich Mythen über das babylonische Reich und seine Fähigkeiten wie z. B. über den Turm von Babel, der bis in den Himmel gereicht haben soll. Tatsächlich aber war er ein künstlich angelegter Berg für einen Tempel. Tatsache ist auch, wie der wissbegierige Museumsbesucher aus dem Munde des Professors erfuhr, dass die Babylonier die Wörterbücher erfunden haben.

Andererseits hätten sie mit dem Turm von Babel wohl nicht in den Himmel steigen wollen, da sie mit ihrer ausgefeilten Astronomie bereits Abstände zu einzelnen Sternen berechnen konnten und sich so logischerweise auch ausrechnen konnten, dass der Himmel unerreichbar sei.

Auch die Hängenden Gärten der Semiramis seien offensichtlich ein Mythos, denn es habe sich nirgends in der Geschichte eine Königin mit Namen Semiramis finden lassen. Mit den Hängenden Gärten könne Herodot, der Reisende der Antike (im 5. Jh. v. Chr.), möglicherweise terrassenförmig angelegte Gärten gemeint haben. Und überhaupt sei es durchaus denkbar, dass er selbst nie in Babylon gewesen war und sich stattdessen – wie heute auch so manche Reporter – aus zweiter Hand berichten ließ.

Oft waren es gerade die kleinen, eher unscheinbaren Exponate von den insgesamt ca. 600, auf die Prof. Haase die Aufmerksamkeit der Gäste lenkte und über die er eindrucksvoll berichtete, wie etwa über eine Türschwelle, gebrannte Lehmziegel, Urkundensteine u. ä. Die Stele mit den Gesetzestexten des Hammurapi, die eher unscheinbar in einem Raum aufgestellt ist, war eine weitere Station der Führung. Und auch bei diesen Gesetzen ist die Frage, ob sie wohl je so angewendet wurden, wie sie auf dem Stein in engen Zeilen mit den babylonischen Schriftzeichen beschrieben sind.

Bei den landwirtschaftlichen Geräten hingegen entschuldigte sich unser Führer charmant mit der Aussage, dass er ein Schreibtischtäter und für diese Art der Exponate nicht der geeignete Spezialist sei.

Nach fast eineinhalb Stunden in den leider nicht klimatisierten Räumen beendete Prof. Haase seine Führung mit dem Hinweis, dass er nur die eine Hälfte der Ausstellung gezeigt habe. Doch nach dieser schweißtreibenden Runde hatte keiner der Gäste mehr die Kondition, sich der zweiten Hälfte zu widmen. Überhaupt ist diese Führung eher als Anregung und Einführung zu verstehen, als Appetithappen sozusagen, selbst noch einmal in aller Ruhe und Ausführlichkeit die Ausstellung zu besuchen, denn es gibt viel zu lesen, da die einzelnen Exponate ausführlich beschriftet sind und viele weitere Texte einführen, erläutern und erklären. Und schließlich gibt es 600 Ausstellungsobjekte, die in dieser Zusammenstellung noch nie zu sehen waren, da erstmals Exponate aus Ländern dabei sind, die bisher noch nie etwas ins Ausland ausgeliehen haben.

Die Ausstellung im Pergamonmuseum ist noch bis zum 5. Oktober 2008 zu besichtigen.

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