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Kalenderlaunch „Krieg-Vertreibung-Hoffnung“

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Berlin als werdende Kulturmetropole der arabischen Welt? Dieser These widmete die Journalistin Julia Gerlach ihre Festrede anlässlich der Veröffentlichung des Kunst-Kalenders „Krieg-Vertreibung-Hoffnung“. Der Launch des Kalenders am 27. November 2018 in der Geschäftsstelle der DAFG – Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft e.V. bildete den Abschluss des „Arts-Meets-Science“-Projektes, einer Kooperation der Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA) und der Göttinger Georg-August-Universität.

Abschluss der Veranstaltungsreihe zur Ausstellung „Eine Flucht in Bildern“

Nach den Vorträgen zur „Oasenstadt Palmyra als Global Player“ (25. April) und „moderner künstlerischer Praxis in der arabischen Welt“ (8. Mai) fand nun bereits die dritte Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung „Eine Flucht in Bildern“, die die Werke des aus dem syrischen Palmyra geflohenen Künstler-Ehepaares Ayman Aldarwish und Nasim Kasem präsentiert, als Kooperation zwischen AGYA und der DAFG e.V. statt. Der neu erschienene AGYA-Kalender „Krieg – Vertreibung – Hoffnung: Werke von Ayman Aldarwish und Nasem Kasem“ enthält 13 Grafiken, die während und nach der Flucht von Syrien nach Deutschland entstanden sind. AGYA-Mitglied und Co-Projektleiter Prof. Dr. Jens Scheiner hob in seiner Einführung den subjektiv-künstlerischen Fokus des Projektes hervor, ehe die beiden Künstler selbst ihre zutiefst emotionale Herangehensweise an ihre Kunst beschrieben. Die anschließende Festrede von Julia Gerlach, erfahrene Journalistin und profilierte Kennerin der arabischen Welt, stand im Zentrum des Abends. Zwischen den Vorträgen – und zur großen Begeisterung des Publikums – spielte das "Eurabia“-Duo, bestehend aus Lamis Sires und Wassim Mukdad, Musikstücke aus dem Aleppo des 19. Jahrhunderts, die Lyrik aus der maurischen Periode Andalusiens beinhalteten.

Berlin als europäisches Zentrum arabischer Exilkultur

Während des 20. Jahrhunderts galt Paris und insbesondere das Montmartre-Viertel als europäisches Zentrum der arabischen Exilkultur. Seit Beginn der 2010er Jahre treffe dies aber zunehmend eher auf Berlin zu, argumentierte Julia Gerlach in ihrem Vortrag mit dem bewusst provokant gewählten Titel „Berlin – Kulturhauptstadt der arabischen Welt“. Insbesondere durch das Eintreffen vieler vor dem Bürgerkrieg in ihrem Heimatland geflüchteter syrischer Künstler*innen, die unter anderem im darunter Schauspieler, Musiker, Kaligraphen, Restauratoren, etc., sei in Berlin eine vor Kreativität und Vitalität vibrierende Kunst- und Kulturszene entstanden. Die Stadt biete den Künstler*innen eine Vielzahl von Entfaltungsmöglichkeiten sowie die Chance, ein neues Publikum zu erreichen: Dabei fallen neben den herausragenden Künstlerpersönlichkeiten vor allem die enorme Bandbreite des kulturellen Outputs ins Auge: Vom Theaterregisseur Mohammed Al Attar über den Künstler und Kaligraphen Abdul Razzak Shaballout zur aufstrebenden Rap-Gruppe Awlad al Amm.

Eine wachsende Kulturszene voller Dynamik und Vitalität

Anhand verschiedener Beispiele präsentierte Gerlach, die derzeit als Projektleiterin bei Amal, Berlin! tätig ist und zuvor von 2008 bis 2015 als Korrespondentin für deutsche Medien aus Kairo über die arabische Welt berichtete, die Vielfalt der sich im Werden befindenden Kulturszene, die sich nicht nur durch Dynamik und experimentelles Arbeiten sondern auch durch einen transnationalen Charakter und Fusion-Elemente auszeichne. Stellvertretend dafür könne unter anderem das am Gorki-Theater aufgeführte Stück „Winterreise“ des Exil Ensembles gesehen werden. Seit November 2016 arbeiten dort sieben Schauspieler*innen aus Syrien, Palästina und Afghanistan. Das Stück verarbeitet die Erfahrungen des Ensembles während einer gemeinsamen zwei-wöchigen Busreise durch das winterliche Deutschland und thematisiert die emotionale Komplexität des Exil-Daseins.

Erfrischende Hinterfragungen von Kunst-, Traditions- und Identitätsvorstellungen

Fern von den Gefahren des Bürgerkrieges und den Zwängen eines autoritären Regimes setze Berlin enormes unerschlossenes künstlerisches Potenzial frei und biete zudem den notwendigen Raum, Ideen auszuprobieren und zu verwirklichen. Das internationale Publikum der Hauptstadt habe zudem durchaus auch einen Einfluss auf die Künstler*innen, wecke neue Erwartungen und wirke auf entstehende Trends ein. Als Konsequenz daraus erlebe man eine Art Rückbesinnung auf „traditionelle“ arabisch-syrische Kunstformen wie „Story-Telling“ und den Dabke-Tanz, aber auch eine erfrischende Hinterfragung dieser Traditionen, bis hin zu einer offenen Auseinandersetzung mit dem Verständnis von Kunst, Tradition und Identität in der multikulturellen Großstadt sowie einen Dialog mit den Generationen von arabischen Exilanten, die bereits vor 2010 in Berlin lebten und ihre eigene Kulturszene aufgebaut haben.

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