DAFG

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Duale Berufsausbildung in der MENA-Region

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Wie sieht die Zukunft der Arbeit und der beruflichen Ausbildung in den arabischen Ländern aus? Laut UN-Statistiken steigt  die Bevölkerungszahl  in der arabischen Welt in den nächsten Jahrzehnten stark an. Bis weit in das 21. Jahrhundert hinein wird die Jugend das größte Bevölkerungssegment darstellen. Diese jungen Menschen auszubilden und in Arbeit zu bringen sei eine Aufgabe, die die Privatwirtschaft und den Staat gleichermaßen in die Verantwortung nimmt. Das deutsche Modell der dualen Ausbildung strahle dabei als Lösung eine besondere Attraktivität aus, erklärte Khawla Konyna, langjährige Beraterin in der Entwicklungszusammenarbeit und Doktorandin an der Humboldt-Universität zu Berlin, am 8. November 2017 im Rahmen der DAFG-Reihe ‚Wirtschaft im Fokus‘. In Ägypten und Syrien haben Pilotprojekte zur Adaptation dieses Modells die besondere Rolle von Unternehmen und Unternehmerverbänden aufgezeigt.

Die Veranstaltung eröffnete Björn Hinrichs, Geschäftsführer der DAFG–Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft e.V., mit den Worten, dass die Jugendarbeitslosigkeit in der arabischen Welt eine enorme Herausforderung darstelle. In diesem Kontext helfe die deutsch-arabische Kooperation im Bereich der beruflichen Ausbildung. Insbesondere in den Maghreb-Staaten, wo es verschiedene Joint Ventures in der Automobilindustrie gibt, sei das Interesse und Potential groß. Die duale Ausbildung bringe Vorteile für beide Seiten: Qualifiziertes Personal für die Unternehmen ein gute Ausbildung und verbesserte Jobperspektiven für junge Menschen.

Khawla Konyna begann ihren Vortrag mit der Erläuterung der Grundbegriffe und Ausgangsprobleme ihrer Forschungsarbeit. Die größte Herausforderung sei die demographische Entwicklung in der arabischen Welt, insbesondere in Bezug auf die Integration in den Arbeitsmarkt. Schulische Ausbildungssysteme in der MENA-Region wiesen oftmals noch eklatante Qualitätsmängel und soziale Disparitäten auf (öffentlich vs. Privat), Unternehmen sind in der Regel nicht involviert. Das Ansehen der Ausbildung ist dementsprechend gering, ebenso verhalten auch das Interesse der Firmen an der Einstellung von Absolventen. Die Folge: Aus Mangel an Alternativen gehen junge Menschen nach dem Schulabschluss an die Universität oder in den informellen Sektor. Ein kooperatives Ausbildungsmodell, in dem Staat und Privatwirtschaft die Verantwortung teilen, könne zu positiven Ergebnissen führen.  Anhand von zwei Pilotprojekten in Ägypten und Syrien führte Konyna die Möglichkeiten und Grenzen dieses Modells vor.

Das Pilotprojekt in Ägypten, die sogenannte Mubarak-Kohl-Initiative, deren Name auf die damaligen Staatsmänner und Ideengeber Hosni Mubarak und Helmut Kohl zurückgeht, lief von 1993 bis 2007 und wurde von der GTZ, später GIZ,  geleitet. Zunächst wurde ein Nationaler Unternehmerverband gegründet, die Egyptian Federation of Investors Association (EFIA). Die EFIA hatte eigene finanzielle Mittel, zu der die Mitgliedsunternehmen beitrugen. Außerdem wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen durch ein maßgeschneidertes Gesetz geschaffen. Partner waren das Bildungsministerium auf staatlicher Seite und die EFIA auf Unternehmerseite. Konyna betonte, dass in Anlehnung an das deutsche Modell der Staat die Kosten für die schulische Ausbildung übernahm und das jeweilige Unternehmen die Kosten für den betrieblichen Teil.

Zwischen 2007 und 2010 wurde eine Kontrollstudie durchgeführt: 89% der Absolventen setzten ihr Studium fort; 59% waren berufstätig, davon ein Drittel in ihrer Ausbildungsfirma: Ein Großteil arbeite demnach und studiere gleichzeitig weiter. Insgesamt seien die Resultate jedoch positiv zu beurteilen, unterstrich Konyna. Der Name der Initiative, “Mubarak-Kohl“, entwickelte sich mit der Zeit zu einer Marke, die bei allen Beteiligten und Interessierten in hohem Ansehen steht. Das Potenzial zur Ausweitung des Programms sei gegeben. Die EFIA benötige jedoch eine Stärkung ihrer Kompetenzen und Befugnisse. Zudem müsse der Informationsfluss zwischen Staat und Unternehmen verbessert werden, u.a. durch eine Vertiefung des gegenseitigen Vertrauens.

Anschließend ging Konyna zu dem syrischen Pilotprojekt über, in das sie selbst als Referentin für Berufsbildung beim syrischen Industrieministerium langjährig involviert war, und das von 2000 bis 2004 unter der Leitung der European Training Foundation lief. Partner waren staatlicherseits das Bildungsministerium, auf Seiten der Unternehmen die Industriekammern. Das Programm wurde rechtlich nicht institutionalisiert, sondern lief über eine Absichtserklärung.  Auch hier kam der Staat für die schulische Ausbildung auf und das Unternehmen für die betriebliche. Kontrollstudien aus den Jahren 2005, 2009 und 2010 belegten, so Konyna, den Erfolg:  50% der Auszubildenden beschäftigt in Unternehmen, während 20% ihr Studium fortsetzten.

Abschließend setzte Konyna zu einer Reflexion der Ergebnisse an. Die beiden Pilotprojekte seien mit der richtigen Idee gestartet, die es in einem kontinuierlichen Prozess anzupassen und zu implementieren gelte. Das Übernehmen einer solchen Bildungspolitik laufe in einem zyklischen Prozess ab, von der Attraktivität einer Idee über die Umsetzungsentscheidung und die Implementation hin  zur Internalisierung.  Um Erfolg zu haben, müsse ein solches Pilotprojekt zur Norm werden. In beiden Ländern aber habe die Anzahl der Auszubildenden in den beiden Projekten, gemessen an der Gesamtzahl,  2,5% nicht überstiegen und die gewünschte Ausweitung blieb aus.

In der Diskussion war die fehlende Internalisierung des Ausbildungssystems ein wichtiges Thema. Erwähnt wurde auch, dass die Angst vor der Regierung und das fehlende Vertrauen das größte Problem ausmache. Die Frage, ob beide Pilotprojekte als Erfolg oder Misserfolg zu werten seien, beantwortet Konya mit einem Verweis auf die positiven Absolventenzahlen, der Transfer auf strukturell-politischer Ebene sei aber gescheitert. Insbesondere gelte es, die Rolle der Unternehmerverbände vermehrt hervorzuheben sowie die der Privatwirtschaft in dem Prozess zu stärken.

Alexander Neumann

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